Time to say goodbye :-( (von Jo)
Liebe Leser, bevor Sie sich in die folgende Abhandlung einfinden, spielen Sie doch bitte im Hintergrund das schöne Musikstück von Andrea Bocelli Time to say goodbye. Man kann es leicht bei youtube finden. Wer dazu keine Lust (oder wie derzeit Lothar kein Internet) hat, summt es gerne im Geiste vor sich hin.
So fing alles an
Meine Beziehung zu Graupner begann 1973 mit einer gelben Graupner Varioprop 12S, 27 MHz. Gebraucht gekauft für 200,- DM vom tapfer angesparten Taschengeld plus Bonuszahlung der Großmutter. Den riesigen Empfänger umgab ein Amigo II, ebenfalls von Graupner. Die Servos hatten noch diese seltsamen Schieber und wurden mit langen Gewindeschrauben (war es M2,6?) durch das Servogehäuse hindurch festgezurrt.
Die Anlage mag ja im Prinzip gut gewesen sein, ich hatte allerdings wenig Glück mit ihr.
Sicher lag es auch an meinem mangelhaften fliegerischen Können.
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Fehlersuche
Da man bei sich selbst einen Fehler meist zuletzt sucht, wurde die Varioprop 12S auch bald durch eine Microprop Professional ersetzt. Mit sog. Open Sticks für das maximal mögliche Steuergefühl. Eben genau das, was man zum Steuern eines Middle Sticks (natürlich von Graupner) benötigte. Insgesamt drei Middle Sticks (alle von Graupner) habe ich durchgezogen.
Irgendwann begann das Drama auf dem 27 MHz Band in Zusammenspiel mit CB-Funk. Alle CB-Funker fuhren damals schwarz-gelbe Opel Mantas mit 68 PS und hatte lange Antennen auf den hinteren Kotflügeln. Microprop war inzwischen pleite. Ich stieg um auf Simprop.
Simprop
Eine Simprop SSM, die Krone deutscher Elektrotechnik. Ich sag nur: Ruderwegreduzierung. Blöd war nur, dass im Winter die Fingerkuppen am Metallgehäuse festklebten. Und dass Simprop billige Schund-Akkus aus Mexiko (von General Electric) einbaute. Man wusste also nie genau, wie lange man in der Luft bleiben darf. Drei Flüge a 8 Minuten waren nach dem Laden aber immer drin. Mein MAXI kam natürlich von Graupner, soviel Treue musste sein. Mit ihm sattelte ich später auch auf die Simprop SAM um. Mit Servos so groß wie Thunfischdosen. |
Irgendwann kam die große Modellflugpause. Bei mir gut 10 Jahre. Die kennt - glaube ich - jeder Modellflieger. Heiraten, Kinder, Bauen, Haus, Garten, Arbeit, Urlaub, alles, nur nicht Fliegen.
Neustart Der Re-Launch meiner Fliegerei viele Jahre später basierte auf einer Graupner MC-24. 35 MHz Band, Kanal 69. Dazu ein Handbuch mit gefühlten 500 Seiten Dokumentation. Kanal 69 war eigentlich klasse, wenn man die Stellen kannte, die man besser umfliegen sollte. Dies hing irgendwie mit den neuen Frequenzen im privaten Rundfunk zusammen, hab ich aber nie ganz begriffen. Irgendwas mit der dritten Oberwelle (?) |
WLAN auf dem Platz
Mit dem Einzug der 2,4 GHz Technik hat sich Graupner dann m.E. das erste Mal aus der Bahn geschossen. Der (schlechte) Vorgänger der HoTT Technik hat viele Modellflieger von Graupner abkehren lassen - mich auch. Ich wechselte zu Futaba. Mit einer T7 betrat ich den 2,4 GHz Himmel. Doch bevor man mit einem Futaba Sender fliegen kann, muss man ihn programmieren. Das Programmieren von Futaba-Sendern fiel selbst Menschen wie mir, die aus der EDV-Branche kommen, nicht leicht.
Made in Germany
Ein paar Jahre später: Made in Germany - eine deutsche Fernsteuerung! Wow! Die möchte ich haben, nicht immer nur das chinesische Zeug kaufen. Her mit einer Weatronic. Aber was sollte es für ein Desaster werden, in jeder Hinsicht - technisch wie finanziell.
Ja, so sah meine Weatronic BAT60 auch aus. Auch das schicke Display, wenn der Sender erst einmal ge-bootet hatte. Was um die 30 Sekunden dauerte. Wenn es denn klappte. Ich hatte vor einigen Jahren einen Beitrag zur BAT60 auf unserer Webseite. Er trug den Titel: Ist das Fernsteuerung oder kann das weg? Die Frage hat sich ja mittlerweile selbst beantwortet. Ich konnte meine BAT60 aber noch ganz gut verkaufen. Und landete dann wieder bei? Ja, natürlich: Graupner. Jetzt mit HoTT-Technik. Graupner war da, als ich in Not geriet. Graupner hielt zu mir, diesmal in Form einer MC-20. Vertrautes Gefühl. Alles wird gut. Und Graupner hat drei Weatronic Empfänger kostenfrei gegen drei GR-24 Empfänger getauscht. Ewiger Dank! |
Und nun dies! Graupner lässt mich im Stich. Ich weis, es ist nicht wirklich das Ende von Graupner/SJ. Aber gefühlt doch schon ein bisschen. Und irgendwie richtig richtig schade. Denn mit Graupner hatte alles angefangen. Und wo geht meine Reise jetzt hin? Zunächst einmal zu ebay, siehe unten. Da geht es wirklich ab rund um die Graupner Empfänger. Und dann weiter nach Tschechien, zu JETI. Mal was neues. Meine Extra330sc und meine DHC Beaver kommen auch von dort. Und sind große klasse. Wer weis, vielleicht fahre ich ja eines Tages auch einen Skoda? Obwohl, nein, irgendwo ist Schluß.
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Fazit
Es gibt ja viele Modellflieger, die auf Multiplex schwören. Die wollen nichts anderes. Heute denke ich: hätte ich damals, 1973 eine gebrauchte MPX (die "4" mit dem orange-farbenem Plastikgehäuse) statt der gelben 12S gekauft, wäre mir möglicherweise einiges an Erfahrung erspart geblieben. Aber man muss ja auch Ziele für das nächste Leben haben.
Auf ebay is die Hölle los
Nachtrag vom 15. Februar 2020: DHL war da: Post von der Firma Hacker-Motor, siehe Foto